Die freie Zeiteinteilung

Natürlich macht man sich so seine Gedanken, wenn man solch ein Unterfangen beginnt. Schon nach Tagen stellte sich bei einigen heraus, dass ich einer Fehleinschätzung aufgesessen bin. Eher mehreren. Zusammenfassend lässt sich sagen: Autor werden ist nicht schwer, Autor sein dagegen sehr.

Vorstellung: Freie Zeiteinteilung

Ich war der Ansicht, dass ich an dem Projekt werkeln kann, wann immer es mir beliebt. Da lassen sich immer Lücken finden. Die klassischen Zeitfresser kann ich reduzieren und somit sinnvoller nutzen. Ich sah das ganz entspannt.
Bis ich am nächsten Morgen aufstand!

Die Realität: Nachtschichten

Die Zeiteinteilung ist der Punkt, der am weitesten von meiner ursprünglichen Vorstellung abweicht. Der Hauptgrund ist, dass Ideen nicht fragen, wann sie kommen! Es ist vollkommen unglaublich, was die Arbeit an einem Roman bei mir auslöste.
Mein Verstand fand den Freiraum für Kreativität – in der Nacht!!!

Ich bin unzählige Male nachts wach geworden, mit einer Idee, die ich zu dem Zeitpunkt als brillant einschätzte. Damit ging ich auf verschiedene Weisen um:

Beim ersten Mal:
„Die Idee ist so gut, an die kann ich mich morgen garantiert noch erinnern.“ Ich ignorierte den Gedanken und wollte weiterschlafen. Das geht nicht! Es ließ mir keine Ruhe, bis ich letzten Endes eine Dreiviertelstunde später doch aufstand, um den Gedanken zu notieren. Ich war so lange wach, dass die Nacht rum war. Das sollte mir so nicht wieder passieren.

Beim zweiten Mal:
„Och nee, nicht aufstehen. Die Idee ist sowieso nicht so gut. Da kann ich drauf verzichten.“ Das ließ mir ebenfalls keine Ruhe. Vielleicht schätze ich die Sache nur falsch ein. Wieder 45 Minuten darüber grübeln und letzten Endes doch aufstehen, Notizen machen.

Beim dritten Mal: 
Ich bin lernfähig. Ich habe einen Gedanken und notiere ihn sofort. Ich tapere zum Tablet und tippe meine Idee flugs ein. Alles läuft prima und ich gehe stolz ins Bett zurück. Wieder wälze ich mich ewig. Das Licht hat mich komplett geweckt.

Beim vierten Mal:
So, jetzt habe ich den Bogen raus. Die Idee wird sofort festgehalten. Damit ich nicht ewig auf den hellen Bildschirm starren muss, verwende ich die Sprachfunktion. Aufsprechen, in Text umwandeln – zack, fertig.
Das funktionierte prima und froh gestimmt las ich am nächsten Morgen meine Idee nach:

Ist schon was da schreibt Kolumbien eventuell Moderatorin Team.

Das war definitiv nicht mein Gedankengang! Lustig. Ich kann gar nichts mit diesen Wörtern anfangen. Ich überlegte ein paar Stunden und gab dann auf.
Egal, wie gut diese Idee gewesen sein mag, sie ist verloren.

Lösung

Ich habe weniger Einfälle nachts. Das ist tatsächlich so, vielleicht weil es nicht mehr neu ist.
Dann allerdings schreibe sie sofort auf. Da denke ich nicht mehr drüber nach, sonst liege ich ewig wach rum. Dafür verwende ich ein klassisches Notizbuch, das weder leuchtet noch meine Einträge hinterhältig verändert.

Ich freue mich auf Deine Gedanken.